Impfpflicht – [?(?)?]²

Impfpflicht – ihihh – ekelhaft. So etwas soll man garnicht anfassen und dieses Wort schon garnicht in den Mund nehmen! Abstand halten von dieser Vorstellung – man könnte sich infizieren!

Trotzdem haben sich mache Medien an dieses Ekelthema drangetraut. Eine Talkshow mit Markus Lanz, Maybrit Illner & Co. jagte vor ein paar Wochen die andere, in der Poltiker, Fachleute in Sachen Epidemiologie, Juristerei und Ethik sowie andere Schlaunasen beteuerten, dass eine Impfpflicht jenseits des Denkbaren liege. – Tabuthema – Unvorstellbar und nicht auszudenken!

Entsprechend war die Ablehnung einer Impfpflicht in der Bevölkerung nach mehreren Umfragen:

(…) Einer Umfrage zufolge ist eine Mehrheit der Deutschen gegen eine allgemeine Impflicht gegen Corona. Allerdings sei der Anteil derer, die sich dagegen aussprechen, seit Ende Juni von 77 auf 63 Prozent gesunken, während der Anteil der Befürworter von 22 auf 34 Prozent gestiegen sei. Das teilte die Mediengruppe RTL auf Grundlage der von ihr beauftragten forsa-Umfrage am Donnerstag in Köln mit. (…)

Quelle : RND; 05.08.2021

Auch in anderen Ländern gehen die Meinungen zu diesem Thema weit auseinander – ebenso wie die Begründungen für oder gegen eine allgemeine bzw. berufsspezifische Impfpflicht.

Plötzlich änderte sich die Meinung der Befagten und der Mehrheit der Menschen in diesem Lande ins Gegenteil, soweit davon auszugehen ist, dass die diesbezüglichen Meinungsumfragen die Meinung der Mehrheit zuverlässig abbilden. Wie kommt das denn? Ist schon wieder ein Wunder geschehen?

Meldung vom 06.11.2021 (RT-DE) Deutschlandtrend – Tagesschau

Nein, an ein Wunder glaube ich nicht; ich vermute, dass die meisten meiner Zeitgenossen sich keine ernsthaften Gedanken darüber machen, welche Konsequenzen das ja oder nein zum Thema Impfpflicht nach sich zieht; es scheint nicht mehr komod zusein, einen Gedanken bis zum Ende durchzudenken und das unerbittliche Fortschreiten der Zeit dabei zu berücksichtigen. Es ist komfortabler, einen unangenehmen Gedanken einfach zu beenden und höchtens bis Morgen weiter zu denken und das Übermorgen dem Zufall, der Fügung Gottes oder der „Politik“ zu überlassen.

Ich könnte sagen, das Thema Impfpflicht betrifft ja nur die anderen, egal ob ich selbst bereits voll geimpft bin oder zu den militanten Impfgegnern gehöre. Hauptsache ‚back to normal‚ – und zwar möglichst bald.

Es nützt nichts, die Uhren zurück zu stellen. Nichts wird, wie es einmal war.

Dass die Delta-Variante des Coronavirus so schnell die ‚Herrschaft‘ (seit dem 27.09.2021 zu 100%) über die anderen Varianten gewonnen hat, hätte ich auch nicht gedacht;

dass diese Virus-Variante infektiöser als ihre Vorgänger ist, konnte auch keiner vorher genau wissen, aber auf das Risiko wurde von Seiten der Wissenschaftler immer wieder hingewiesen. Deshalb müssen wir uns mit dem Umstand abfinden, dass eine Impfquote oder Durchseuchung von 70% nicht zu der gewünschten bzw. vorher erwarteten Herdenimmunität führt. Dass die Schutzfunktion der Impfung im Laufe der Zeit nachläßt, war allerdings voraus zu sehen.

Die einzige Sicherheit, von der wir ausgehen können ist, dass die Delta-Variante nicht die letzte Überraschung in dem Corona-Theater ist:

Auf die Unsicherheit werden wir uns mittelfristig mit Sicherheit verlassen können.

Zurück zum Ekelthema ‚Impfpflicht‘: Ich bin nicht nur gegen eine Impfpflicht; ich bin auch gegen Schulschließungen, Lockdown, Zwangstestungen, Maskenpflicht und andere unpopuläre Maßnahmen ebenso wie gegen schlechtes Wetter; ich halte die vorgenannten Maßnahmen aber nicht nur für sinnvoll, sondern – je nachdem, wie sich die Lage entwickelt – für alternativlos. Keine dieser Maßnahmen ersetzt eine andere und keine erledigt alleine für sich die derzeige Krisenzuspitzung, sondern nur eine konsequente Anwendung einer strategisch intelligenten Komposition von Maßnahmen.

Je unpopulärer solche politisch verordneten Maßnahmen sind, um so wichtiger ist deren Kontrolle; denn wenn sie nicht kontrollierbar sind, und wenn die Nichteinhaltung keine Konsequenzen hat, sind solche Maßnahmen wirkungslos. Dass Apelle bei einem Teil der Bevölkerung ins Leere gehen, müssen wir wohl oder übel zur Kenntnis nehmen; da helfen weder Bratwürste, noch Fakten oder gute Worte. Es reicht einfach nicht, wenn sich nur dreiviertel der Bevölkerung verantwortungsvoll verhalten.

Die Durchsetzbarkeit von Verantwortungsbereitschaft gegenüber gefährdeten und benachteiligten Personen ist m. E. ein grundlegendes Dilemma in unserem System der Freiheitlich demokratischen Grundordnung.

Die Mittel, die der Staat hat, um ein Verhalten zu sanktionieren, sind zunächst einmal das Strafrecht und das Ordnungsrecht: die Nichteinhaltung eines Gesetztes oder einer Rechtsnorm kann eine Straftat oder eine Ordnungswidrigkeit sein. Für Sanktionen sind die entsprechenden Verfahren nötig, deren Vollzug in der Regel viel Zeit in Anspruch nimmt und nur mit großem Aufwand durchzusetzen ist. Er ist im Übrigen sehr viel schwerer, eine Unterlassung zu sanktionieren als eine Handlung, weil für die Unterlassung einer Impfung z. B. ein Tatzeitpunkt nicht bestimmbar ist; der Impfverweigerer kann also nicht ‚bei frischer Tat ertappt‘ werden. Und wann könnte man von einer Wiederholung einer Normenverletzung durch fortgesetzte Unterlassung sprechen?

Dennoch werden wir voraussichtlich um einen Impfzwang nicht herumkommen, mit welchen Mitteln auch immer dieser Zwang durchgesetzt wird. Denn die anderen Maßnahmen wie z. B. ein hochfrequenter Testzwang als Voraussetzung für die Teilnahme an sozialen Aktivitäten ist auf die Dauer nicht nur sehr aufwändig und teuer, sondern diese Maßnahme macht nur Sinn, wenn die Durchführung jeder Testung auch konsequent kontrolliert, nachverfolgbar registriert und dokumentiert wird.

Die Schwierigkeit der Durchsetzung einer solchen Kontrolle kann man zum Beispiel daran erkennen, dass z. B. bislang der Impfsstatus (geimpft oder nicht geimpft) der Intensivpatienten derzeit nicht systematisch erfasst wird, …

Bei vielen Intensivpatienten werde der Impfstatus derzeit nicht erfasst, weil einzelne Schritte in der bisherigen Meldekette nicht funktionierten, sagte [der Grünen-Gesundheitspolitiker] Dahmen. „Bislang fehlen schlicht Daten.“ Er gehe davon aus, dass die Umstellung auf eine tagesgenaue Meldung spätestens bis Ende des Jahres umgesetzt sein wird.

n-tv.de vom 13.11.2021

… und dass die Umstellung auf eine tagesgenaue Meldung voraussichtlich noch 6 Wochen in Anspruch nehmen wird. Diese Zeit wird benötigt, obwohl die Intensivstationen ohnehin diese Daten erheben, jeden Tag eingehende Labordiagnosik betreiben und mit dem DIVI-Register vernetzt sind.

Die Folge der Schwierigkeiten der Datenerfassung durch Datenschutzhindernisse und fehlende technische Ausstattung sind u. a., dass auch die Statistiken des RKI nicht durchgängig zuverlässig sind.

Die Registrierung des Impfstatus, der einschließlich eine Booster-Impfung nur aus drei zu registrierenden ‚Ereingnissen‘ besteht, könnte noch einigermaßen praktikabel sein; die Nachverfolgung der Testhistorie von Impfgegnern bei allem denkbaren Testanlässen ist doch von vorneherein zum Scheitern verurteilt, denn die Community der Impfgegner dürfte kreativ genug sein, sich gegen eine solches Datenmonster zur Wehr zu setzen.

Mit diesem Beitrag möchte ich nicht den Eindruck erwecken, dass ich für das erreichen einer Herdenimmunität eine einfache Lösung in der Schublade hätte. Allerdings finde ich es auf die Dauer sehr bedrückend, dass die politischen Gremien über die strategische Bewältigung solcher voraussehbaren Herausforderungen erst anfangen nachzudenken, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Erwischt – dumm gelaufen!

Zeit.de berichtet am 25.03.2021 unter der Überschrift: Ermittlungen gegen Arzt: Soll Familienmitglied geimpft haben:

Im Essener Corona-Impfzentrum soll ein Arzt nach Feierabend ein Familienmitglied heimlich mit übrig gebliebenem Restimpfstoff geimpft haben. Das teilte die Polizei am Donnerstag mit. Es werde geprüft, ob sich der 65-Jährige eines Diebstahls- oder Unterschlagungsdeliktes strafbar gemacht habe, hieß es in der Mitteilung. Er sei der kassenärztlichen Vereinigung gemeldet und für alle Impfzentren gesperrt worden. Bestätigte Impftermine seien nicht gefährdet worden, da er Rest-Impfstoff verwendet hatte.

Laut Polizei hatte der Arzt am Dienstagabend ein weibliches Familienmitglied in das bereits geschlossene Impfzentrum gelassen und geimpft, obwohl die Frau nach der offiziellen Priorisierung noch nicht geimpft werden durfte. Laut «Bild»-Zeitung handelte es sich um seine Ehefrau. Zwei weitere Personen sollten laut Polizei ebenfalls geimpft werden. Da andere Mitarbeiter aufmerksam wurden und den Chef des Impfzentrums informierten, sei dies gestoppt worden.

Zeit.de vom 25.03.2021

Tja, dumm gelaufen; der arme Doktor wäre nicht erwischt worden, wenn man es den Ärzten schon früher überlassen hätte, in ihrer Praxis alleine zu entscheiden, wen sie in welcher Reihenfolge impfen und wer deswegen etwas länger in der Warteschlage steht. Auf der Straße ist ja genug Platz.

Der Alptraum: Es könnt ja jemand auf die Idee kommen, dass man die niedergelassenen Ärzte nötigt, im Schichtdienst in Impfzentren zu arbeiten, die 24-Stunden an 7 Tagen in Betrieb sind – Weltuntergang! Dann hätte man ja gar keine Gelegenheit, nach Schließung des Impfzentrums heimlich Familienangehörige oder Privatpatienten zu impfen. Ein Impfzentrum ist doch keine Intensivstation.

Es ist einfach eine Schande, die armen Ärzte dazu zu verdonnern, in einem Impfzentrum zu arbeiten, in dem sie in fremder Umgebung um ihre Therapiefreiheit gebracht werden und auch noch von anderen Mitarbeitern verpfiffen werden könnten. Unerhört!

Es lebe der ärztliche Selbstbedienungsladen – Hauptsache die anderen bezahlen. Die ärztlichen Standesvertreter sind auf dem besten Weg, die Voraussetzungen dafür zu schaffen: Weg mit den Impfzentren.

berliner-zeitung.de berichtete am 19.03.2021: KV Berlin kündigt Vertrag über Impfzentren mit dem Senat.

Eine flächendeckende Impfung sei nur über die Hausarztpraxen möglich, wird die Kassenärztliche Vereinigung zitiert. (…) Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin kündigt zum 30. April den Vertrag mit dem Berliner Senat über die Kooperation bei den Impfzentren. (…) In dem Schreiben heißt es demnach, künftig könne die KV nicht mehr gewährleisten, dass der ambulante Bereich alle Schichten der Ärzte in den Impfzentren besetze.

berliner-zeitung.de am 19.03.2021:

Es könnte also lebensrettend sein, eine sehr vertrauensvolle Beziehung zu dem behandelnden Arzt zu haben! Welcher Patient würde den Arzt denn schon verpfeifen, wenn er bei der Impfung bevorzugt würde?

Eine Entscheidung im europäischen Geist

Titelt die Sueddeutsche.de .

“ … Dass Angela Merkel und Jens Spahn das Vakzin [den Corona-Impfstoff der deutschen Firma Biontech] nicht im Alleingang besorgt haben, war trotzdem richtig. (…)“

Ein Lichtblick in der politischen Kultur, mit dem ich noch im letzten Jahr nicht gerechnet hätte. Endlich einmal eine Nachricht im beginnenden Neuen Jahr 2021, die den Hoffnungsschimmer erahnen lässt, dass es eine

Alternative zum „… Ich / Wir zuerst …“

ausgerechnet auch noch von Seiten der Politik gibt.

Und noch besser: Merkel und Spahn verzichten auf Bibelzitate oder verlogene Weihnachtsversprechen, obwohl die beiden der für mich bisher unwählbaren Partei angehören, die mit dem Buchstaben ‚C‘ beginnt.

Allerdings besorgt mich die Kritik an diesem Entscheidungstenor von den grauenvollen Ego-Proleten und intellektuellen Trittbrettfahrern in der deutschen Population.

Vielleicht lag ich mit meiner skeptischen Prognose vom Juni 2020: „Corona-Impfstoff – wann?“ daneben. Ich hoffe, dass meine Einschätzung zu pessimistisch war.

Wenn Merkel und Spahn sich nicht von dieser Linie abbringen lassen und sich im europäischen Raum damit durchsetzten können, dann kommt es vielleicht besser, als ich es mir im letzten Jahr vorstellen konnte.

Das Wettrennen um die Impfstoffentwicklung

Deutschlandfunk.de berichtet am 30.06.2020 „So weit ist die Impfstoffforschung gegen das Coronavirus“. Nach Angaben des Verbandes der forschenden Pharmaunternehmen – vfa sind aktuell 153 Impfprojekte angelaufen (Stand vom 24.06.2020). Von diesen Impfprojekten befinden sich 17 in der Phase der Klinischen Evaluation (Stand 29.06.2020 – die aktualisierte ausfühliche Tabelle der WHO kann hier herunter geladen werden).

„Bis vor wenigen Jahren hätte man von der Virusanalyse bis zur Zulassung des Impfstoffs 15 bis 20 Jahre angesetzt.“

Der Wettbewerb – oder besser das Wettrennen der Entwicklungsinstitute ist im vollen Gange.

Die Skepsis in dem von mir verfassten Text, dass ein Impfstoff nicht vor Mitte 2022 zur Impfung der Weltbevölkerung verfügbar ist, halte ich weiterhin aufrecht, auch wenn die Äußerungen von Vertretern der Politik und der Impfstoffhersteller sehr oft viel optimistischer klingen. Es ist keineswegs so, dass ich mir einen Impfstoff gegen Covid-19 nicht früher wünschen würde – ganz im Gegenteil!

Ich bin gespannt ob ich mit dieser Einschätzung richtig oder falsch liege.