2020-07-24, Walter Roeb-Rienas
Der Text des Songtitels von Monika Hauff und Klaus-Dieter Henkler aus dem Jahr 1979 (aus der damaligen DDR) könnte in der Zeit der Coronakrise hilfreich sein.
Seit Monaten wird über Sinn oder Unsinn von Empfehlungen bzw. Vorschriften zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes debattiert.
Ich halte eine Maske für den besten Schutz gegen eine Corona-Infektion.
Ich vermisse aber eine Studie, die untersucht, ob in einer repräsentativen Stichprobe infizierter Personen im Vergleich zur Normalbevölkerung Brillenträger genauso häufig vorkommen wie Nicht-Brillenträger. Eine solche Untersuchung wäre ohne großen Aufwand möglich; die daraus ableitbaren Empfehlungen wären leicht und ohne nennenswerte Kosten umsetzbar.
Ich meine nicht Schutzbrillen, die man in einem Labor vernünftiger Weise trägt, sondern ganz gewöhnliche Alltagsbrillen, die jeder zweite Normalverbraucher sowieso auf der Nase hat. Diese bieten natürlich keinen zuverlässigen Schutz – aber immerhin einen einfachen Spritzschutz; ich bin davon überzeugt, dass das Tragen einer Brille (und sei es eine Sonnenbrille) zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr und überall wo sich viele Personen auf engem Raum aufhalten, eine nicht zu unterschätzende Schutzwirkung hat, die man jedem empfehlen könnte. (Also Brille statt Kontaktlinsen!)
Mit den Augen, die zwar durch den Augenaufschlag ständig geputzt werden, haben wir im Wachzustand eine ständig offene Schleimhaut – also für Viren eine einfache Eintrittspforte. Es wird ja auch empfohlen, sich nicht mit möglicherweise kontaminierten Fingern die Augen zu reiben.
Bezeichnenderweise trug der amerikanische Präsident kürzlich bei der Besichtigung eines Herstellerbetriebs von Gesichtsmasken selbst keine Gesichtsmaske, wohl aber eine Schutzbrille. Trump ist sicherlich nicht der kompetenteste Experte für Empfehlungen in der Coronakrise.
Aber über die Empfehlung für das Tragen von Brillen in der Öffentlichkeit könnte man zumindest nachdenken, insbesondere auch als Empfehlung für Kinder, die vermutlich nicht selten geneigt sind, ihren kontaminierten Mundschutz untereinander auszutauschen, was sie mit Brillen aber wahrscheinlich nicht tun würden. Im Übrigen kann man eine Brille leicht putzen, was mit einem „vollgerotzten“ Mundschutz nicht so leicht möglich ist. Wer in einer voll besetzten Straßenbahn mit einem Zeitgenossen mit einer feuchten Aussprache konfrontiert ist, hält wohl reflektorisch die Luft an, bis er/sie sich einen sichereren Platz ergattert hat; er/sie macht aber nicht so lange die Augen zu.
Den Vorschlag einer Studie hierzu habe ich verschiedenen Wissenschaftlern, Politikern und Medienreaktionen schon vor einigen Wochen unterbreitet – bisher keinerlei Antwort bekommen.